Wissenschaftspreis der Deutschen Parkinson Gesellschaft für Daniel Weiß
Die Studie des Erstautors Dr. med. Daniel Weiß vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen zeigt, dass die Stimulation des sogenannten Nucleus subthalamicus nicht nur lokal auf Ebene der Basalganglien wirkt, sondern auch die Verarbeitung von Bewegung im Großhirn wesentlich unterstützen und stärken kann. Die verbesserte Leistung des Großhirns war auch geeignet, die motorische Verbesserung von Parkinson-Patienten durch die Tiefe Hirnstimulation vorherzusagen. Die Normalisierung der Großhirnfunktion bei der Parkinson-Krankheit scheint also eng mit dem motorischen Therapieeffekt verknüpft zu sein. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Die Stimulation des Nucleus subthalamicus dämpft Hirnareale, die bei der Parkinson-Krankheit übermäßig hemmend auf Bewegungsplanung und -ausführung wirken.
Die Tübinger Forscher rund um Daniel Weiß haben damit in ihrer Arbeit wesentliche neue Funktions- und neuronale Netzwerkmechanismen der Tiefen Hirnstimulation nachgewiesen. Über das Grundlagenverständnis der Therapiemechanismen hinaus, beinhaltet die Arbeit wertvolle Hinweise, um das Verfahren noch besser an die individuellen Bedürfnisse von Patienten anzupassen.
Originaltitel der ausgezeichneten Publikation
"Subthalamic stimulation modulates cortical motor network activity and synchronization in Parkinson's Disease. Brain": A Journal of Neurology, 1-15, 2. Januar 2015; http://brain.oxfordjournals.org/content/early/2015/01/01/brain.awu380
Allgemeines zur Tiefen Hirnstimulation (THS)
- Seit 1998 ist die Tiefe Hirnstimulation für die Behandlung der Parkinson-Krankheit zugelassen. Die erste Behandlung eines Parkinson-Patienten mit Tiefer Hirnstimulation in Tübingen erfolgte im Jahre 1999.
- Weltweit werden bereits über 100.000 Menschen mit einer Tiefen Hirnstimulation behandelt, etwa zwei Drittel von ihnen aufgrund der Parkinson-Krankheit. In Deutschland sind es rund 6.000 Patienten.
- Die Tiefe Hirnstimulation verringert nachweislich die Bewegungsstörungen und verbessert die Lebensqualität von Parkinson-Patienten. Bei der Tiefen Hirnstimulation wird eine Elektrode über ein kleines Loch im Schädelknochen in das Gehirn eingeführt und im Zielgebiet fest verankert. Ein Impulsgeber, der die Größe eines Herzschrittmachers hat, wird unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut implantiert.
- Der Impulsgeber gibt elektrische Reize an das Zielgebiet ab, welche die Aktivität der Nervenzellen wenige Millimeter im Umkreis des gewählten Kontaktes der Hirnelektrode reguliert. Im Weiteren werden auch nachgeschaltete Hirnareale moduliert. Dadurch kann die krankhaft veränderte Nervenzellaktivität, die den gestörten Bewegungsabläufen bei der Parkinson-Krankheit zugrunde liegt, gezielt abgeschwächt werden.
- Die Wirkung und Einstellung des Schrittmachers kann durch Veränderung der Stimulationsparameter mithilfe eines separaten Steuergerätes von außen jederzeit durch den Arzt angepasst werden ohne dass dafür eine neue Operation erfolgen muss.
- Wie die Tiefe Hirnstimulation genau wirkt, vermag die Medizin bis heute nicht sicher zu sagen. Neue Erkenntnisse zu den Grundlagen der Parkinson-Krankheit und zur Funktionsweise der Tiefen Hirnstimulation sind aber wertvoll, um die Therapie fortlaufend weiter zu entwickeln.
Zielpunkt Nucleus subthalamicus
- Im Übergangsgebiet zwischen Mittel- und Zwischenhirn, liegt das erbsengroße Areal des Nucleus subthalamicus. Der Kern (Nucleus) ist Teil der Basalganglienschleife und beeinflusst unter anderem Willkürbewegungen. Stand heute weiß man, dass der Nucleus subthalamicus bei Dopaminmangel überaktiv wird und dadurch Motorik hemmt. Wird er mittels Tiefer Hirnstimulation stimuliert, lässt die Bewegungsblockade und das Zittern der Parkinsonpatienten nach.
Hertie Institute for Clinical Brain Research
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