Die Parkinson-Krankheit ist einer der verheerendsten neurodegenerativen Zustände. Zwar kann eine Dopamin-Substitutionstherapie oder die tiefe Hirnstimulation vielen Patienten eine vorübergehende beachtliche Verbesserung der Symptome bringen, eine Heilung ist dennoch nicht möglich und der Krankheitsverlauf lässt sich immer noch nicht signifikant verlangsamen.
In den letzten Jahren haben wir jedoch beim Verstehen der genetischen, molekularen und zellulären Hintergründe der Funktionsstörung bemerkenswerte Fortschritte erlebt. In nicht allzu ferner Zukunft könnten neue Behandlungsmethoden in greifbarer Nähe sein.
Unterstützt durch eine größere private Spende und Forschungszuschüsse der Michael J. Fox Foundation und der EU im Wert von mehr als 2,5 Millionen Euro, haben das Hertie Institut für klinische Hirnforschung und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Tübingen die Defeat Parkinson’s Research Platform etabliert. Klinische und präklinische Forscher werden mit vereinten Kräften die neusten molekularen, genetischen, zellbiologischen und rechnerischen Technologien nutzen, um die dieser Funktionsstörung zugrunde liegenden komplexen Mechanismen besser zu verstehen, und neuartige Biomarker und Behandlungen zu entwickeln.
In der Defeat Parkinson’s Research Platform werden wir in einem interdisziplinärem Team zusammenarbeiten, um zu erforschen, wie genetische Variabilität zu Veränderungen in zellulären und molekularen Prozessen führt und welche Faktoren die Risiken und Progression der Krankheit definieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir uns mit unseren internationalen Partnern (http://pdgenetics.org) zusammenschließen, um in großen Gruppen betroffener und gefährdeter Personen die gesamte genomische Variation mit der Next Generation Sequencing Technologie zu untersuchen. Diese Daten werden dann zum Bau von Modellen der Genexpression mit Transkriptom- und Epigenom-Informationen korreliert. Dann werden wir mittels Hochdurchsatzanalysen erforschen, wie diese Änderungen zelluläre Prozesse sogar auf Einzelzellebene verändern, und zur Integration dieser Ergebnisse in komplexen Modellen neue rechnergestützte Methoden verwenden. Mit unseren Fachkenntnissen in der Modellierung von Krankheiten in induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) und Tiermodellen werden wir dann tiefgehend ausgewählte Gene untersuchen. Dieses neue Wissen wollen wir aus dem Labor in die Klinik bringen, um neuartige Biomarker und Therapien zu entdecken und zu validieren.
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Enthusiasmus unserer Teams, dem Input zahlreicher Mitarbeiter und mit Hilfe großzügiger Geldgeber in der Parkinson-Forschung etwas bewegen werden und neue Heilbehandlungen finden, die das Leben unserer Patienten verbessern und letztlich zu einer Heilung oder sogar Verhütung von Parkinson führen werden.
Thomas Gasser ist Professor der Neurologie sowie Direktor der Abteilung für Neurodegenerative Erkrankungen am HIH und an der Neurologischen Universitätsklinik, und Leiter der Gruppe Parkinson Genetik am HIH und DZNE Tübingen. Er hat eines der Teams geleitet, das das LRRK2-Gen als die häufigste Ursache für autosomal-dominant erblichen Parkinson entdeckt hat, und zusammen mit seinen Mitarbeitern bei GWA-Studien an Parkinson Pionierarbeiten geleistet. Mehr Information
Peter Heutink ist Leiter der Gruppe Genom-Biologie neurodegenerativer Erkrankungen und Sprecher des DZNE Tübingen. Sein Team hat Gene, die erbliches Parkinson verursachen, und Risk Loci für sporadisches Parkinson identifiziert. Sein derzeitiges Interesse richtet sich auf die Untersuchung der molekularen Effekte einer großen Anzahl von Risikogenen, die für familiär erbliches und sporadisches Parkinson identifiziert wurden, mittels Ansätzen der Genomik, Bioinformatik und Cellomic in hohem Durchsatz an induzierten pluripotenten Stammzellmodellen (iPS). Mehr Information
Philipp Kahle ist Leiter der Gruppe Funktionelle Neurogenetik am HIH/DZNE Tübingen. Zu den Forschungszielen gehören das Verstehen neuropathologischer und epigenetischer Mechanismen von α-Synuclein sowie der durch rezessive Parkinson-Gene regulierten Mechanismen zur Kontrolle der mitochondrialen Qualität. Mehr Information
Michela Deleidi ist eine Helmholtz-Gruppenleiterin am DZNE-Tübingen. Ihr Team arbeitet an den molekularen Mechanismen der Neurodegeneration, mit besonderem Schwerpunkt auf der Rolle, welche die Entzündung bei der Parkinson-Krankheit spielt. Mehr Information
Kathrin Brockmann ist Leiterin der Parkinson-Ambulanz der klinischen Abteilung für Neurologie und mit der Integrated Clinical and Research Unit (ICRU) des DZNE Tübingen assoziiert. Ihr Team konzentriert sich auf die Patientenstratifizierung anhand bildgebender Muster, genetischer Architektur und Biomarkern als eine der Hauptvoraussetzungen zur Entwicklung von Behandlungen, die für Stoffwechselwege spezifisch und mit Meilensteinen verbunden sind. Mehr Information
Inga Liepelt-Scarfone ist Neuropsychologin. Als Leiterin der Integrated Clinical and Research Unit (ICRU) am DZNE Tübingen ist sie für den reibungslosen Arbeitsablauf zahlreicher klinischer Versuche verantwortlich. Sie führt auch Studien zu kognitiven Eingriffen und Verhaltensinterventionen bei Parkinson durch.
Julia Fitzgerald ist Junior-Gruppenleiterin am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen, wo sie an den biologischen Prozessen, die bei der Parkinson-Krankheit dem neuronalen Zelltod zugrunde liegen, arbeitet. Mithilfe genetischer Modelle und von Patienten abgeleiteter Zellen fokussiert die Gruppe auf biochemische Signalwege. Sie verfügt über langjährige Spezialkenntnisse bei Mitochondrien und der Rolle, die mitochondriale Proteine bei der Parkinson-Krankheit spielen.
Christian Johannes Gloeckner ist Gruppenleiter am DZNE-Tübingen. Sein Team beschäftigt sich mit der funktionellen Analyse der mit Parkinson assoziierten Proteine. Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der funktionellen Analyse von LRRK2 mit systematischem Mapping der Netzwerke der Proteininteraktion mithilfe biochemischer Methoden ebenso, wie mit Strukturmodellen. Mehr Information
Brockmann K, Lerche S, Dilger SS, Stirnkorb JG, Apel A, Hauser AK, Liepelt-Scarfone I, Berg D, Gasser T, Schulte C, Maetzler W: SNPs in Abeta clearance proteins: Lower CSF Abeta1-42 levels and earlier onset of dementia in PD. Neurology 2017, 89:2335-2340.
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im Gedenken an
Dr. Eugen Dörzbach
Eine gemeinsame Initiative